Am 15. Mai ist der internationale Tag der Familie. Das und das Dauerthema Corona und seine ganzen Beschränkungen und Verschärfungen für den Familienalltag möchte ich zum Anlass nehmen, um zu zeigen, wie streiten auch in stressigen Zeiten gut sein kann und viel Nähe entstehen lässt. Der Schlüssel dazu: Wir lassen uns voll und ganz auf den, die andere/n ein.
Streiten ist wichtig
Wir Menschen sind sehr unterschiedlich und das ist gut so. In Konflikten kann das schwierig sein, da wir Situationen, Zustände auch unterschiedlich bewerten. Jede hat andere Ansichten und Bedürfnisse. Wenn wir diese Andersheit anerkennen, ist schon viel gewonnen.
Ein eher ungünstiger Weg ist es, Konflikte zu vermeiden, zu schweigen oder einfach darüber hinwegzugehen. Die Zankäpfel bleiben trotzdem da, werden höchstens faulig und noch unangenehmer.
Wenn wir also die Bedürfnisse – meine und die der anderen im Fokus haben – kann ehrliche, offene und direkte Auseinandersetzung gut stattfinden. Doch wie soll das gehen, wo eh schon die Nerven blank liegen?
Nehmt euch Zeit, Zeit für die Ursachenforschung
Grundsätzlich ist es doch so – wenn einer von uns zu streiten anfängt, geht es demjenigen/derjenigen nicht gut. Sie oder er fühlen sich ungerecht oder falsch behandelt, vielleicht hat ein Danke oder Bitte gefehlt oder einfach ein liebes Wort. Stellt euch daher die Frage: Worum geht es wirklich? Um die schmutzige Wäsche oder dass meine viele Arbeit, die ich für Familie leiste, nicht gesehen oder wertgeschätzt wird?
Kränkungen einfach weglassen
Verletzungen und Kränkungen rutschen uns manchmal vorschnell über die Lippen, absichtlich oder halb unabsichtlich. Meistens um mein Gegenüber in die Flucht zu schlagen, damit wir diesen Streit endlich gewinnen. Doch in diesem Moment verlieren alle. Der Gekränkte ist angeschlagen und zieht sich noch mehr zurück, der „Austeiler“ hat einen kurzen „Sieg“ errungen, aber viel Nähe zur Anderen, zum Partner, zum Kind verloren.
Niemals unter die Gürtellinie gehen
Wenn die Büchse der Pandora einmal geöffnet ist – damit meine ich Beschimpfungen und ohne jeden Respekt mit dem anderen umgehen – dann können Wunden entstehen, die nicht mehr so schnell verheilen. Vorsicht damit, wenn Worte hin und her fliegen. Da ist die Versuchung groß, auch einmal Schimpfwörter zu verwenden. Das stellt sich die Frage – worum geht es hier wirklich? Um eine Lösungsfindung oder doch um etwas ganz anderes?
Gutes versteckt sich gern – doch es ist da
Der Mensch hat viele Facetten, im Streit zeigen sich meistens die weniger schönen. Doch auch wenn uns die Person, die wir eigentlich lieben, gerade anschreit, steckt doch auch viel Gutes in ihr. Schreien hat ja oft mit „du kommst mir zu nahe“ oder „ui jetzt hast du mich aber gerade aufgedeckt“ zu tun. Wenn du es jetzt schaffst, euch ein STOPP zu verpassen, kurz Luft zu holen und dann in größerer Ruhe weiterzureden, dann ist wirkliche Nähe möglich und das viele Gute wird wieder sichtbar.
Neue Blickwinkel finden
Das klingt so leicht: Wechselt doch einmal die Perspektive! Ja wie denn, wenn wir gerade mitten im Gefecht sind. Meine Empfehlung ist immer der Faktor Zeit. Wenn ihr merkt, dass ihr aus der Streitdynamik nicht herauskommt, versucht zu unterbrechen. Zeit hilft, dass wir den/die andere/n wieder anders wahrnehmen. Als Menschen, den wir lieben. Wir sind interessiert zu erfahren, wie er/sie sich fühlt, warum, wieso, weshalb jetzt dieser Krach entstanden ist. Das geht nur in Ruhe, nicht im Sturm. Erfahrene, immer noch verliebte Paare wissen um diese Ressource. Wechselt den Raum, geht hinaus eine Runde spazieren und startet mit eurer Ursachenforschung. Frische Luft, Zeit und Ruhe wirken Wunder.
Knoten lassen sich lösen
Wenn diese Perspektivenwechsel möglich waren, und ihr euer Verhalten erklärt und verstanden habt, dann können viele gute Gespräche stattfinden. Auch mit euren Kindern ist das natürlich möglich. Wir wollen doch alle ernst genommen werden, wertgeschätzt und mit Respekt behandelt werden. Sich gegenseitig zuhören, Ideen zur Lösung bringen können und so zur Diskussion stellen, ermöglicht dass jede/r seine Vorschläge einbringen kann. Auch Kinder sind hier oft brillant und steuern viel bei, an das wir Erwachsene gar nicht gedacht haben. An einem Strang ziehen, verbindet.
Streiten ist anstrengend und erschöpft
Ein richtiger, handfester Konflikt ist sehr anstrengend, für den Geist, die Seele und unseren Körper. Innerhalb einer Familie hat sich bewährt, dass dies ein guter Zeitpunkt ist, sich zu versöhnen und zu entschuldigen. Vielleicht entwickelt ihr ein Versöhnungs- und Alles-ist-wieder-gut-Ritual. Umarmungen, Hände zusammen, heiße Schokolade – was euch auch immer einfällt, es hilft vor allem den Kindern, Streitereien auch als etwas positives, konstruktives zu erleben.
Eltern als Streitvorbilder
Reibereien finden natürlich nicht nur in der Familie statt, sondern im Leben der Kinder vor allem in der Schule oder mit Freunden. Kinder, die streiten als normal erleben und auch von den Eltern gelernt haben, dass Streiten wichtig ist und in Versöhnung endet, gehen ganz anders mit Konflikten mit Gleichaltrigen um. Nämlich genauso wie zuhause. Kinder lernen also am Elternmodell. Deshalb ist es auch so wichtig, dass Kinder immer miterleben, dass sich Eltern nicht gleich trennen, nur weil einmal die Fetzen fliegen. Die Streitkultur, die zuhause gelebt wird, wird von den Kindern übernommen. Deshalb ist es essentiell, dass Eltern immer mit Respekt und Würde mit Konflikten umgehen.
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Alles Liebe und gute, intensive Gespräche
Sophia, die Konflikte mag
Quelle: sofatutor-Magazin Eltern | Foto by by AdobeStock: Victoria М
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