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Verletzlichkeit und Scham – so unangenehm oder doch großartig?

von | Gefühle

Zwei meiner intellektuellen Helden dieser Tage sind Brené Brown und Simon Sinek. Beide schreiben und reden eingehend und eindringlich über Verletzlichkeit, Verwundbarkeit und Scham. Nachdem diese Zustände, Gefühle „etwas“ sind, dass wir eher weniger gern mögen, möchte ich dir heute zeigen, wie wichtig sie für uns sind und was daraus entstehen kann – auch in Beziehungen.

Auf Wikipedia findet sich jede Definition, so auch die vom Schamgefühl. Was wird hier geschrieben: „Das Schamgefühl gehört zu den bei allen Menschen auftretenden Gemütsbewegungen“. Wann und warum wir Scham empfinden, hängt davon ab wo wir leben und wie wir erzogen wurden. Auch „die Intensität der Empfindung, die sich redensartlich vom „peinlichen Berührt sein“ bis zum „Im-Boden-Versinken“ erstrecken kann“ kommt aus dieser Ecke. Peinlichkeit, echte Pein haben wir doch alle schon einmal erlebt? Vor allem in unserer Jugendzeit, wo sowieso alles so unsicher ist.

Weiter heißt es: „Auslöser für Schamgefühle können innerseelische Vorgänge sein, wie zum Beispiel der Eindruck von Peinlichkeit oder Verlegenheit, aber auch die Bloßstellung oder Beschämung durch andere Menschen in Form von Demütigungen oder Kränkungen. Gehen sie mit z.B. dem Erröten einher, sind Schamgefühle auch für Außenstehende wahrnehmbar“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Schamgefühl). Was bin ich in meiner Jugend rot geworden, es war schrecklich!

Empathie lässt Scham schrumpfen

Brené Brown, eine Schamforscherin – ja so etwas gibt es – definiert das etwas anders: „Scham ist das äußerst schmerzhafte Gefühl bzw. die äußerst schmerzhafte Erfahrung zu glauben, dass wir fehlerhaft sind und deshalb keine Liebe und Zugehörigkeit verdienen.“

Sie stellte in ihren Studien fest, dass Scham für Männer und Frauen etwas Unterschiedliches bedeutet. Sie fand heraus, dass für Frauen Scham sehr häufig damit zusammenhängt „nicht perfekt zu sein“: Nicht die perfekte Hausfrau, Mutter, Sexgöttin, Chefin, Köchin, Trainerin, Tochter, Nachbarin … zu sein. Bei Männern konzentriert sich die Angst und Scham darauf, nicht als „Weichling“ zu gelten, nicht schwach zu wirken. Also stark zu sein, sich nichts anmerken zu lassen, die Fassung zu wahren, etwas auszuhalten… „

Doch gibt es einen Ausweg bzw. einen guten Umgang mit Scham und Verletzlichkeit? Brené Brown meint ja: „Gehe mit Scham offen um und sprich über die Situation und das Gefühl, damit es dich nicht im Griff hat“. Das bedeutet aus ihrer Sicht Verletzlichkeit zu zeigen: Verletzlich und offen zu sein für das was ich fühle, erlebe. Und dann Verbindung mit jemand anderem aufzunehmen und durchs miteinander reden, Mitgefühl, Empathie zu erleben. Es stellt sich Zugehörigkeit ein und damit auch das Gegenteil von dem, was die größte Angst bezüglich schambesetzten Themen ist: „Ich gehöre dazu, ich erlebe, dass ich es wert bin“.

Ein Satz von ihr scheint mir auch für Beziehungen sehr wichtig zu sein: „Empathie lässt Scham schrumpfen“.

Eine Definition der Liebe

Simon Sinek hält dazu fest: „Wahre Verwundbarkeit besteht nicht darin, online über unsere Gefühle zu berichten. Wahre Verwundbarkeit zeigt sich, wenn wir in echt mit einem anderen Menschen oder mehreren handeln. Es hängt mit meiner Lieblingsdefinition von Liebe zusammen: Jemandem die Macht zu geben, uns zu zerstören und darauf zu vertrauen, dass er sie nicht benutzt.“

Ist das nicht großartig ausgedrückt? Und es klingt natürlich auch super gefährlich. Wer will schon zerstört werden? Doch wenn wir mit uns, in unseren Freundschaften, Liebschaften nichts riskieren, uns nicht in unserer ganzen Pracht zeigen können oder wollen, dann wird es möglicherweise nie so bunt, so intensiv, so spannend werden, wie wir uns das vielleicht immer gewünscht oder erträumt haben.

Ich habe für mich herausgefunden, dass ich bestimme, was peinlich ist und was nicht. Je unverkrampfter und lockerer ich mit mir bin, umso weniger ist mir auch unangenehm und peinlich. Die Angst vorm Gesichtsverlust fällt weg – weil ich ja mein „wahres“ Gesicht zeigen kann. In unserer Welt von Fakes und künstlichen Online-Welten braucht es mehr authentische Menschen, die empathisch mit sich und den anderen ihr Leben führen. Denen es wurscht ist, was andere über sie denken oder meinen.

Dann können Beziehungen voll und ganz gelebt und erlebt werden. Da bin ich mir sicher. Was meinst du? Ich freue mich auf dein Kommentar!

Alles Liebe

Sophie

PS: Wenn zu diesem oder anderen Themen rund um dich und deine Beziehung, professionellen Austausch möchtest – um neuen Perspektiven, andere Weg kennen zu lernen, melde dich:

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Tipps zum Anschauen und Lesen:

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Brené Brown und Margarete Randow-Tesch: Verletzlichkeit macht stark (2013)

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