An meiner Kühlschranktür hängt ein Magnetsticker mit dem Spruch „Man kann nicht immer großartig sein“.
Doch genau das habe ich jahrelang versucht. Perfekte Mutter, großartige Ehefrau, brillante Köchin, Göttin im Bett, beste Freundin, wunderbare Zuhörerin, liebevolle Tochter, engagierte Schwester, Top-Studentin, exzellente Expertin für fast alles…. Was soll ich sagen – ich bin grandios gescheitert, da es mich innerlich zerrissen hat.
Dieser saudepperte Perfektionismus, der in vielen von uns steckt, lässt uns nämlich auch glauben, dass nur wir alles können und nur wir es richtig machen. Völlig verrückt. Das führt dazu, dass wir am Ende erschöpft und frustriert entweder flott im Burnout landen, die Beziehung in die Brüche geht – wer schafft es schon Göttin, Freundin und Ehefrau gleichzeitig zu sein – oder es als Schuss vor den Bug anerkennen und feststellen: Ja ich bin auf dem Bauch gelandet, bin über meine Grenzen gegangen, bin nicht vollkommen – habe sogar garstige Seiten an mir, die ich mir nicht eingestehen wollte – und ich fange neu an.
Großartig ist es natürlich, wenn der Partner, Freundin, Ehemann, Beziehungsmensch diese Entwicklung mitgeht und unterstützt und sich nebenbei auch weiterentwickelt. Denn in jeder Krise steckt eine riesige Chance auf Entdeckungen, Nähe, Abenteuer und auch Spaß.
Jede und jeder hat es täglich in der Hand, aus alten Gewohnheiten und bekannten Strukturen auszubrechen. Oft reicht ein kleiner Schritt. Steve de Shazer, großartiger leider schon verstorbener Psychotherapeut und Erfinder (zusammen mit seiner Frau Insoo Kim Berg) der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie, sagte: „Wenn etwas nicht funktioniert, mach etwas anderes.“ Klingt so leicht, ist es aber meist nicht.
Neun Tipps, wie es Ihnen trotzdem gelingen kann:
- Fahren Sie einen anderen Weg als sonst zur Arbeit, zum Einkaufen oder Ähnlichem
- Verirren Sie sich absichtlich in einem Gebiet, wo Sie noch nicht so oft waren. Versuchen Sie ohne Navi den richtigen Weg zu finden
- Lächeln Sie wildfremde Menschen an – schwierig mit Maske – doch auch mit Augen kann gelächelt werden – und es gibt ja auch viele maskenfreie Zonen
- Sprechen Sie Unbekannte an und machen Sie Komplimente
- Seien Sie verrückt und ziehen sich zwei verschiedene Socken oder eine lustige Unterwäsche an (die sieht zwar keiner, aber Sie wissen es und tragen sie stolz durch die Gegend)
- Seien Sie unperfekt – Sie werden sehen, manche Dinge lösen sich ganz von allein – ist viel weniger anstrengend
- Fokussieren Sie auf das, was funktioniert – Sie werden erkennen, das ist unglaublich viel
- Schnappen Sie sich Ihre Partnerin, einen Freund und umarmen ihn, sie ganz fest und ganz lang – einfach so, ohne Grund und Anlass – wiederholen Sie das so oft sie können
- Schau mir in die Augen Kleines: Setzen Sie sich vor einander hin und schauen sich in die Augen – schon so ein paar Minuten. Schafft Vertrauen und Verbundenheit. Nicht umsonst wird gemeint, die Augen seien der Spiegel zur Seele
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Ausprobieren und eine fröhliche Zeit!
Alles Liebe
Sophia
Foto copyright adobe.stock – bennymarty
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