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Das Schweigen der Männer …

von | Beziehung, Gefühle, Partnerschaft

… und das Kommunikationsbedürfnis der Frauen

Kürzlich habe ich eine nicht repräsentative Umfrage bei Männern gestartet. Ich wollte erfahren, wie sie ihren jeweiligen Partnerinnen zeigen, sagen, dass sie sie mögen vielleicht sogar lieben.

In einigen Augen zeigte sich deutliches Erschrecken (was will diese komische Frau von mir). Nach einigem Nachhaken zeigte sich, dass sich Männer manchmal schwer tun, ihre Gefühle auszusprechen bzw. sehen sie gar keine Notwendigkeit sie auszusprechen. Wenn sie sich einmal für ein „Weibchen“ entschieden haben, dann passt ja eh alles.

Männer zeigen ihre Liebe, ihre Gefühle ohne große Worte

Natürlich gibt es hier von Mann zu Mann Unterschiede. Einige sind tatsächlich wahre Alltags-Plaudertaschen, wenn es um Gefühle geht, dann wieder weniger. Männer gehen seltener zum Arzt, zum Therapeuten oder Coach, reden recht wenig über ihre Schwierigkeiten. Oder ist das von Generation zu Generation unterschiedlich? Wenn ich mir meinen 21jährigen Sohn anschaue, der zwar auch die Augen verdreht, wenn ich wieder einmal mit einer gefühlsduseligen Frage daherkomme, staune ich jedes Mal, wie genau er über sich Bescheid weiß, was er fühlt, will und denkt und es auch ausdrücken kann. Vielleicht ist unsere männliche Jugend da schon etwas anders geworden.

Ich glaube, es liegt auch daran, wie wir sozialisiert wurden, welche role models wir hatten. Durften Gefühle wie Trauer oder Wut sein? Durften wir sie ausleben oder war es verpönt? Als Kind der 70er und 80er Jahre weiß ich, dass wir doch noch sehr „klassisch“ erzogen wurden. Brav mussten wir sein, und wenn geht immer lieb. Tränen und Wutausbrüche waren ungern gesehen. Burschen wurden dazu angehalten, tapfer wie Indianer zu sein und Mädchen wurden schnell als Heulsuse abgetan. Unsere Eltern waren so gar nicht ausgerüstet, mit Emotionen umzugehen, sie hatten es ja auch von ihren Eltern nie gelernt.

Der „Ohrgasmus“ und seine Folgen

Erinnern Sie sich noch an Bernhard Ludwigs Kabarettprogramm „Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit“? Ich habe damals einiges gelernt – was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist der „Ohrgasmus“. Dabei ging es darum, dass Frauen hören müssen, dass sie geliebt und begehrt werden. Nicht einmal im Jahr, sondern einfach auch so einmal zwischendurch. In diesem Programm wurden wir Frauen gefragt, ob wir bei einem vorherigen „Ohrgasmus“ offen für mehr Sex wären. Wir sollten summen, wenn das für uns stimme. Ich war doch überrascht (ich glaube alle anwesenden Männer auch), wie laut dieses Summen war. Dann wurden die Männer gefragt, ob sie diese Antwort erwartet hätten. Das auf „Ja“ folgende vehemente Summen zeigte uns Frauen, dass sie damit so gar nicht gerechnet hatten.

Wie kann es Männern doch gelingen, mehr Beziehungstalk zuzulassen und wie können Frauen besser mit dem „Schweigen“ umgehen? Wo können wir uns treffen, dass es für beide passt? Ich glaube, allein das Wissen darüber, dass Männer und Frauen wirklich zum Teil von zwei unterschiedlichen Planeten kommen und das Akzeptieren dieses Umstandes, enorm hilft. Wir Menschen ändern uns selten gravierend. Zu erwarten, dass sich mein Partner, nur damit ich glücklicher bin, in seinem Kommunikationsverhalten meinem annähert und mich „Ohrtechnisch“ zufrieden macht, ist vermutlich ein Irrglaube. Doch es als Frau aussprechen zu können, dass wir gerne mehr hören würden, kann schon helfen. Wenn der Mann die Gefühlswelt einer Frau – in aller ihrer Pracht – aushält, umarmt und liebevoll bleibt, ist schon viel geschafft.

Und wenn es die Frau aushält, dass ihr Mann seine Gefühle und Liebe anders zeigt, dann ist noch mehr geschafft. Am anderen herumzudrehen und Druck zu machen, geht aus meiner Erfahrung meistens schief. Liebe und Zuneigung unter (Erwartungs-)Druck geht kaputt.

Haben Sie ähnliche Erfahrungen, Erlebnisse oder ganz anders? Ich freue mich auf Ihre Kommentare und Antworten.

Wenn Sie Unterstützung brauchen, sich einmal Ihr Kommunikationsverhalten im Detail anschauen möchten oder einfach mal so mit jemanden neutralen über Ihre Beziehung zu sich und anderen reden möchten – ich bin gerne an Ihrer Seite!

Alles Liebe und gute Gespräche – denn Sie wissen ja: Reden hilft!

Sophia Bolzano

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