Der Satz aus einem kürzlich gelesenen Artikel „eines der größten Übel der Menschheit ist das unerträgliche Bedürfnis, immer Recht zu haben“ hat mich nachdenklich gemacht. Stimmt der so?
Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung davon, wie die Welt ist, und geht davon aus, dass diese für alle Menschen gleich ist. Wie wir wissen, stimmt das natürlich nicht. Ich möchte dazu einen ganz kurzen Moment in den radikalen Konstruktivismus eintauchen, der behauptet: Die Essenz dieser philosophischen Zugangsweise ist, dass die eigene Wahrnehmung kein Abziehbild der Realität ist, sondern dass diese Wirklichkeit für jeden von uns immer ein „Bauwerk“ aus unseren Sinnen und unserem Gedächtnis zeigt. Aus diesem Grund ist für uns echte Objektivität unmöglich – jede unserer Wahrnehmungen ist subjektiv eingefärbt, ein von uns konstruiertes Bild.
Dazu eine kleine Geschichte, um das konstruktivistische Denken besser nachvollziehen zu können – von Paul Watzlawick (aus dem Buch Anleitung zum Unglücklichsein):
„Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und da bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!“
Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücksein. München 1984. S37f
Ein wunderbares Beispiel wie sich einen Gedankenkonstrukt zu meinem Nachteil wandelt. Hast du so etwas ähnliches schon erlebt?
Wenn wir mit dieser inneren Einstellung anderen begegnen, entstehen natürlich Konflikte und das harmonische Gleichgewicht in Beziehungen geht verloren. Klarerweise ist es sehr reizvoll, recht zu haben. Wir empfinden Genugtuung, da wir doch unglaublich klug sind, unser Selbstwertgefühl steigt kurzfristig an.
Doch geht dabei ein gewisses Maß an Empathie, an Mitgefühl verloren, wenn es mir nicht gelingt, den Blickwinkel meines Gegenübers zumindest zu akzeptieren, zu respektieren. Wir haben ja auch immer wieder diesen Drang, alles verstehen zu müssen. Vielleicht kommt auch aus dieser Ecke die Überzeugung „Meine Wahrheit ist die einzige Wahrheit“ – weil wir die anderen Sichtweisen weder nachvollziehen geschweige denn verstehen können.
Muss ich alles verstehen?
Über eine lange Zeit war mein oberstes Ziel „ich muss alles verstehen und erklären können“. Was soll ich sagen. Ich bin formidabel gescheitert. Es ist unmöglich alles zu erkennen, zu wissen.
Inzwischen weiß ich, dass – wenn ich auf dem Recht-haben-Trip bleibe – auch eine gewisse Isolation in Kauf nehme. Oder magst du Menschen, die immer Recht haben wollen? Wir wenden uns ab, weil wir viel lieber mit fröhlichen Menschen in Verbindung treten und uns mit ihnen wohlfühlen wollen. Dazu braucht es aber auch die Einstellung „ich verzichte auch mal darauf das letzte Wort zu haben“ und „ich muss nicht alles verstehen“.
Wohin haben uns denn diese unerschütterlichen Überzeugungen geführt? Wir brauchen uns nur die kürzesten Ereignisse anschauen – sei es weltweit oder auch in Österreich. Unsere Welt, unsere Beziehungen sind nicht nur schwarz oder weiß, sondern bunt. Ist es nicht wunderbar, dass es so viele Facetten gibt? Wir brauchen doch die anderen Menschen, um zu lernen und zu wachsen. Wenn wir uns unerbittlich an unserer eigenen Meinung festkrallen und keine andere Sicht zulassen, dann haben Fortschritt und Zusammenwachsen keine Chance.
Zu guter Letzt hat diese Einstellung auch Einfluss auf unsere Gesundheit: „Einer Studie der University of Bradford (England, Vereinigtes Königreich) zufolge leide ein Großteil der Menschen, die immer recht haben wollen, an hohen Kortisolspiegeln (Kortisol ist ein Stresshormon), Geschwüren und dysfunktionalen Beziehungen.“ Weiters wird in dem Artikel aufgezeigt, dass diese Menschen „die Harmonie in ihrer Umgebung negativ beeinflussen, wohin auch immer sie gehen.“
Deshalb meine Eingangsfrage noch einmal gestellt:
Muss ich immer recht haben und zu welchem Preis?
Wenn dich dieser Newsletter zum Nachdenken angeregt hat, freue mich auch über das eine oder andere Kommentar auf meiner Homepage.
Wenn du deine Beziehungen, deine Einstellungen und Glaubenssätze einmal anders betrachten möchtest, begleite ich dich gerne.
Dieser Film aus dem Jahre 1993 mit Bill Murray und Andie MacDowell ist zwar eine Komödie, doch auch ein wachrüttelnder Film. Mitzuerleben, wie Phil Connor in einer Zeitschleife festsitzt und ein und denselben Tag immer wieder erlebt, könnte manche von uns ans eigene Leben erinnern.
Ausgangspunkt des Films ist der berühmte Murmeltiertag (Groundhog Day) in Punxsutawney, Pennsylvania. Hier wird die seit 1867 bestehende Tradition jedes Jahr am 2. Februar gefeiert. Die Legende sagt, dass wenn das Murmeltier an diesem Tag erwacht und einen Schatten wirft, es weitere sechs Wochen winterlich bleiben soll. Kein Schatten bedeutet, dass der Frühling nah ist.
Zurück zum Film und zu Phil. Nach vielen gleichen Tagen stellt sich große Verzweiflung ein. Und so begeht er auf die unterschiedlichsten Arten Selbstmord. Doch die endlos sich wiederholenden Tage bleiben.
Die Schritte zur Veränderung
Der erste Schritt zur Veränderung: Er vertraut sich Rita an, und einer ihrer Ratschläge hilft ihm, in seinem festgefahrenen Leben Schritt für Schritt andere Ziele zu finden: Phil beginnt, seine Tage sinnvoll zu verbringen und sich zu bilden.
Der zweite entscheidende Schritt: Er entschließt sich authentisch, wahrhaftig zu sein und auch so zu agieren. Denn solange er nur vorgibt, ein guter Mensch zu sein, beispielsweise indem er Rita vorspielt, vernarrt in Kinder zu sein, kommt immer der Punkt, an dem sie ihn durchschaut. Daher scheitern seine Annäherungsversuche immer wieder.
So gelingt es Phil, sich schrittweise in einen besseren, selbstlosen Menschen zu wandeln, indem er die Wiederholung der Zeit nutzt. Er lernt Klavierspielen und das Schnitzen von Eisskulpturen, tatsächlich entwickelt er mehr Mitgefühl für andere (anscheinend hilft hier Übung). Schließlich endet die Zeitschleife, als auch Rita sich in ihn verliebt.
Was war Phils Ausgangsposition, die zur Zeitschleife geführt hat:
Er vertraute sich niemanden an.
Er war zynisch und ein Menschenfeind.
Er hatte keine Freunde.
Er war nicht authentisch und spielte z.B. Freundlichkeit vor.
Seine Arbeit machte ihm keinen Spaß.
Seine Art zu kommunizieren war ausschließlich negativ und die anderen abwertend.
Was hat ihm schließlich aus der Misere geholfen:
Er fing an, sich mit anderen Menschen auseinander zu setzen.
Er schaffte es tatsächlich freundlich und hilfsbereit zu werden.
Er entdeckte neue Seiten an sich und lernte Unbekanntes kennen.
Er interessierte sich für die Gedanken und Gefühle anderer.
Er konnte selbst Gefühle authentisch (er)leben.
Er erkannte, dass reden und sich austauschen hilft.
Und er bewies eine ungemein große Geduld, die Freundschaft und Liebe von Rita zu gewinnen.
Übersetzt für unsere Beziehungen heißt das, dass es sehr hilfreich sein kann, wenn du…
… über deine Gefühle, Interessen und Bedürfnisse sprichst und dich auch traust sie zu wahrhaftig zu zeigen – ohne Zurückhaltung aber mit großem Vertrauen in dich und dein Gegenüber.
… nie aufhörst dich um deine Beziehung zu kümmern und sie gut zu versorgen.
… sowohl an Gemeinsamzeit als auch an Ich-Zeit (Zeit ausschließlich für dich) denkst.
… gemeinsam oder auch allein neues zu lernen und Unbekanntes entdeckst und ausprobierst.
… dir Zeit nimmst, deiner Partnerin, deinem Ehemann gut zu zuhören und für sie/ihn da zu sein.
Wenn du diese Ideen beherzigst, wird deine Beziehung niemals in Endlosschleifen, Langeweile oder Dauerstreits enden, sondern sich liebevoll und sich selbst befruchtend weiterentwickeln können.
Solltet ihr dabei Unterstützung brauchen, oft reicht ein kleiner Perspektivenwechsel, dann meldet euch gerne jederzeit. Ich freue mich immer, wenn das Leuchten in die Augen von Menschen zurückkehrt und ihr Leben wieder Spaß macht.
Wenn Eltern streiten. Wie Kinder aus den Konflikten von Mama und Papa lernen können.
Das wird jetzt ein bisschen länger. Weil mir dieses Thema ein großes Anliegen ist.
In meiner Familie war laut streiten unerwünscht. Ich kann mich an einen einzigen lauteren Streit erinnern, der mich sehr beeindruckt und auch verstört hat. Meine Schwester und ich sind mit hochroten, aufgeregten Gesichtern in unseren Betten gesessen. Am nächsten Tag wurde auch nichts erklärt. Als wäre nichts gewesen.
Daraus hat sich ergeben, dass ich erst sehr spät, am Ende meiner Ehe gelernt habe, meine Bedürfnisse, Wünsche klar auszudrücken. Und auch dann noch etwas unbeholfen. Ich habe nie gelernt, wie richtig streiten funktioniert.
Daher hat es mich wenig überrascht, als gelesen habe, dass sich heftiges „Befetzen“ seitens der Eltern für die Entwicklung der Kinder sehr ungünstig sein kann. Das zeigen mehrerer weltweite Studien (z.B. Universität Notre Dame in Rochester und Katholische Universität in Washington D.C. – Prof. Dr. Mark Cummings) . Hier die Ergebnisse im Überblick:
Das Sicherheitsgefühl und damit die emotionale Stabilität der Kinder seien eng an die Beziehung der Eltern geknüpft.
Elterliche Konflikte würden Kindern den Mut und das Selbstvertrauen rauben, sich in der Welt umzuschauen und neue Bindungen einzugehen. So lautete jedenfalls das Fazit zweier Studien, in denen 226 bzw. 232 Familien mit Kindern zwischen Kindergartenalter und Volljährigkeit untersucht wurden.
Häufige und heftige Streitigkeiten zwischen Müttern und Vätern haben negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern.
So scheinen Kinder aus sehr streit-intensiven Familien häufiger Anpassungsschwierigkeiten zu haben – sie verhalten sich aggressiv oder ziehen sich immer mehr zurück.
Außerdem zeigten Untersuchungen ein höheres Risiko für spätere Beziehungsprobleme, Arbeitslosigkeit, Depressionen oder Suchtmittelmissbrauch bei Kindern aus hochstrittigen Familien.
Doch Streiten können und lernen ist so wichtig – Kinder können aus dem elterlichen Disput lernen, wie mit Konflikten umgegangen werden kann. Voraussetzung ist, dass die Eltern beim Streiten ein paar Regeln im Kopf haben. Dann können Kinder viel profitieren.
Doch Vorsicht bei Streits vor kleinen Kindern, die zwar die negativen „Vibes“ spüren, aber das Wieso nicht verstehen können. Und das hat ein Unsicherheitsgefühl zur Folge. In weiterer Folge kann daraus auch die Angst entstehen, dass die Beziehung der Eltern zu Ende geht.
Ein richtiger Albtraum entsteht, wenn Kinder als „Briefträger“ zwischen Vater und Mutter missbraucht werden oder glauben, dass sie sich sogar für einen der beiden geliebten Menschen entscheiden müssen. Kompletter Stress entsteht, wenn Mama oder Papa über den jeweils anderen vor dem Kind lästern und schimpfen.
Ungefähr ab dem Volksschulalter verstehen Kinder viel besser, dass Streitereien und Konflikte in der Familie normal sind und auch bei anderen vorkommen. Ganz wichtig ist, WIE die Eltern streiten.
WIE heißt, fair streiten und an einer Lösung interessiert zu sein. Wie könnte das ausschauen:
Konflikte dürfen nie unterhalb der Gürtellinie ausgetragen werden. Wenn sich Eltern persönlich beleidigen und abwerten, hat dies nachweislich einen erheblich negativen Einfluss auf das Wohlbefinden des Kindes und sind tabu, egal in welchem Alter.
Die Elternteile sollten gemeinsam und aktiv an einer Lösung des Konflikts arbeiten und ihn nicht ungelöst auslaufen lassen. Streitgespräche sollten grundsätzlich in ruhigem Tonfall geführt werden. Es darf auch mal laut werden – schließlich sind Emotionen im Spiel – solange die Diskussion aber fair bleibt.
Kinder sollten das Ende des Streits erfahren – entweder, weil sie bei der Konfliktlösung anwesend sind oder indem man ihnen im Anschluss erklärt, worauf man sich geeinigt hat. Denn: Ein gut gelöster Streit hinterlässt ein ebenso entspanntes Kind, als hätte es gar keinen Streit gegeben, so ein Ergebnis der Studie von Prof. Mark Cummings.
Für Themen, über die immer wieder gestritten wird, sollte dringend eine langfristige Lösung oder ein Kompromiss gefunden werden. Notfalls sollte die Hilfe einer Familienberatung, einer Mediation oder eines Beziehungs-Coachings in Anspruch genommen werden.
Außerdem gilt: Kinder sind aus reinen Beziehungsstreitereien zwischen Vater und Mutter herauszuhalten! Eltern sollten ihre Wut nicht beim Kind abladen und schlecht über den anderen Elternteil reden. Das ist ein absolutes No-Go, denn erstens tragen Lästereien und Beschimpfungen nichts zur Konfliktlösung bei. Und zweitens hinterlassen solche abwertenden Kommentare über den jeweils anderen Elternteil tiefe Spuren in der Seele des Kindes – schließlich liebt es beide.
Wenn so gestritten wird, können Kinder aus den Konflikten der Eltern lernen. Wie Lösungen gefunden werden oder Kompromisse eingegangen werden können. Eigene Standpunkte dürfen sein, ohne mein Gegenüber abzuwerten.
So vorgelebt, lernt das Kind, das Konflikte und Streits nicht das Ende der Welt sind, sondern eine großartige Möglichkeit sein können, sich weiterzuentwickeln und auch näher zu kommen.
Deshalb mag ich Konflikte – sie sind so gut wie immer Beziehungsangebote und in eine positive Richtung gelenkt wunderbar hilfreich. Beziehungen können stabiler und liebevoller werden.
Gerne unterstütze ich auf diesem Weg, damit das vielleicht noch Unvorstellbare möglich wird – auch in deiner, eurer Beziehung.
Alles Liebe
Sophia
Eine Mini-Kommunikations-Aufgabe für Zuhause – Die Zeigefingerübung
Ihr steht euch auf Armlänge gegenüber. Berührt euch nur mit den Fingerkuppen des rechten Zeigefingers. Reagiert ohne Worte auf die spontanen Bewegungen des Partners und geht mit, ohne den Kontakt an den Fingerkuppen zu verlieren. Ziel ist es sich auf den anderen einzulassen und zu schauen, was passiert. Könntet ihr auch mit euren/eurem Kind/ern machen, oder die Kinder miteinander.
Quellen: familie.de von Carolin Severin am 26.12.2017 und spiegel.de von Frank Patalong 01.12.2018
Klingt ja zuerst ganz toll – von Zuhause arbeiten. Im Pyjama, ein Kaffee steht am Tisch, alles ist ruhig, ich bin Herr/Frau meiner Zeit – einfach großartig! Doch jetzt nach mehreren Monaten in diesem Zustand – ist es wirklich so toll, wenn das Zuhause zum Büro wird? Wenn vielleicht gleichzeitig Kinder zu betreuen sind?
Die Organisationsexpertin Jennifer Petriglieri, Professorin für Organisationsverhalten an der französischen Business School Insead meint dazu: „Derzeit befinden sich auf der ganzen Welt Millionen beruflich erfolgreicher Paare in einer Situation, die vor ein paar Monaten noch unvorstellbar schien: Beide Partner sind gezwungen, von zu Hause aus Vollzeit zu arbeiten. Und viele dieser Paare müssen auch noch Vollzeit Kinder betreuen – ohne oder mit nur geringer Unterstützung, denn die strengen Distanzierungsregeln lassen wenig Hilfe zu. Denn die Arbeit an sich ist viel stressiger als sonst: Persönliche Gespräche müssen nun virtuell erfolgen, viele Firmen haben Schwierigkeiten, weiter ihre Kunden zu bedienen und der eigene Arbeitsplatz erscheint plötzlich nicht mehr sicher. So wird viel Frustration und Angst mit nach Hause genommen – und zwar im wortwörtlichen Sinn.“
Hast du gewusst, dass die Scheidungsrate in der chinesischen Stadt Xi’an, in der Provinz Shaanxi, massiv in der Höhe geklettert ist, obwohl die Maßnahmen gelockert wurden und in Italien gewitzelt wird: „Entweder hast du danach ein drittes Kind oder du bist geschieden“?
Wie könnt ihr diesen Herausforderungen begegnen?
Kommunikation steht auch hier im Vordergrund. Darüber reden, was Belastungen, Herausforderungen überhaupt sind. Sich Fragen zu stellen, um dann Strukturen schaffen zu können:
o Wie können wir unter einem Dach produktiv arbeiten?
o Wer darf das ruhigere Zimmer als Büro nutzen und wann?
o Wie können wir vermeiden, in Überlastung und Burnout zu latschen?
o Wie können wir mit den lästigen Gewohnheiten des anderen umgehen, die wir sonst nicht so mitbekommen?
o Und für berufstätige Eltern stellt sich zudem die Frage: Wie beschäftigen und unterrichten wir zu Hause unsere Kinder, ohne große Hilfe?
Ich denke, dass es enorm wichtig ist, sich diesen Fragen zu stellen, auch wenn es unangenehm wird. Wer jetzt den Kopf in den Sand steckt und so der Krise ausweicht, tut sich und der Beziehung nichts Gutes. Dann werden Herausforderungen zu Überforderungen.
Welche Paare überstehen diese Krise gut und welche gehen getrennte Wege?
Petriglieris Forschung zeigt, dass „die Paare, die Krisen mit intakter Beziehung und intakter Karriere überstehen, diejenigen sind, die zu Beginn bestimmte Grundsätze diskutieren und sich auf diese einigen. Sie halten fest, was ihnen am wichtigsten ist, was sie brauchen und erreichen wollen, was sie voneinander brauchen und was sie im Gegenzug geben müssen. Diese Grundsätze, einmal in einer Vereinbarung festgelegt, bestimmen dann die praktischen Lösungen“. Sie nennt dies ein Krisenabkommen, eine Art Beziehungsvertrag, der immer wieder adaptiert wird – je nachdem welche Veränderung oder Krise auftritt.
Aus meiner Sicht erscheint dies durchaus sinnvoll – ich nenne es auch gerne eine gemeinsame Vision zu entwickeln, Ziele für sich selbst und als Paar zu finden. Was ist für uns, für mich wichtig? Darüber Klarheit zu bekommen, ist ein zentrales Element meiner Zugangsweise, meiner Arbeit mit/für Paare. Alles, was ausgesprochen wird, ist sichtbar und nicht nur in meinem Kopf. Ich lerne, den anderen, die andere besser zu verstehen und entdecke vielleicht ganz neue Seiten an ihr/ihm und an mir selbst.
Diese Ziele sind wichtig, auch für die Zeit im Homeoffice. Sie klären, wessen Karriere Vorrang hat, wie sind eure Erziehungsprinzipien, wie teilt ihr euch die täglichen Aufgaben ein. Sie sind der rote Faden. Sobald ich die Bedürfnisse, die Motive meiner Partnerin, meines Mannes verstehe, ist es auch leichter, zurückzustecken.
Was braucht es, damit euch das gelingt?
Vor allem guten Willen und Liebe. Und lebendige Kommunikation. Die Sorgen hinunter zu schlucken, bringt nichts. So habe ich keine Ahnung, was mein Gegenüber bewegt. Wie soll ich da aufmerksam und sensibel sein können? Nur wenn ich davon weiß, kann ich zur Linderung beitragen. Nach dem Motto: „Geteiltes Leid, ist halbes Leid“.
Erfolgreiche Paare reden, reden, reden. Tauschen sich aus, versuchen zu verstehen. Und gehen dann Schritt für Schritt die möglichen Lösungen durch. Legen fest, was wer wie und wann macht. Nur so wird die Beziehung noch stärker und intensiver sein.
Eure Kommunikation holpert noch und ihr braucht Unterstützung auf diesem Weg?
Ich hab‘ da drei Angebote für euch:
1. Du möchtet eure Beziehung (noch) besser machen und andere, neue und überraschende Blickwinkel dafür finden? Dann ist der Beziehungskompass genau das richtige Angebot: https://www.sophiabolzano.com/home/beziehungskompass/
2. Ihr habt die Konflikt-Aufschieberei satt und wollt endlich Klarheit und verbesserte Kommunikation? Dann meldet euch jetzt und schickt mir eure Anfrage: https://www.sophiabolzano.com/arbeitet-mit-mir/
3. Du magst zuerst einmal alleine kommen? Kein Problem – wir gehen eine Stunde spazieren und du weißt, was deine nächsten Schritte sein können. Schreib mir einfach ein Email – mail@sophiabolzano.com – oder ruf mich an – +43 676 7024067!
Ich freue mich auf dich, auf euch und eure spannende Reise zu einer leichten, intensiven und fröhlichen Beziehung.
Zwei meiner intellektuellen Helden dieser Tage sind Brené Brown und Simon Sinek. Beide schreiben und reden eingehend und eindringlich über Verletzlichkeit, Verwundbarkeit und Scham. Nachdem diese Zustände, Gefühle „etwas“ sind, dass wir eher weniger gern mögen, möchte ich dir heute zeigen, wie wichtig sie für uns sind und was daraus entstehen kann – auch in Beziehungen.
Auf Wikipedia findet sich jede Definition, so auch die vom Schamgefühl. Was wird hier geschrieben: „Das Schamgefühl gehört zu den bei allen Menschen auftretenden Gemütsbewegungen“. Wann und warum wir Scham empfinden, hängt davon ab wo wir leben und wie wir erzogen wurden. Auch „die Intensität der Empfindung, die sich redensartlich vom „peinlichen Berührt sein“ bis zum „Im-Boden-Versinken“ erstrecken kann“ kommt aus dieser Ecke. Peinlichkeit, echte Pein haben wir doch alle schon einmal erlebt? Vor allem in unserer Jugendzeit, wo sowieso alles so unsicher ist.
Weiter heißt es: „Auslöser für Schamgefühle können innerseelische Vorgänge sein, wie zum Beispiel der Eindruck von Peinlichkeit oder Verlegenheit, aber auch die Bloßstellung oder Beschämung durch andere Menschen in Form von Demütigungen oder Kränkungen. Gehen sie mit z.B. dem Erröten einher, sind Schamgefühle auch für Außenstehende wahrnehmbar“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Schamgefühl). Was bin ich in meiner Jugend rot geworden, es war schrecklich!
Empathie lässt Scham schrumpfen
Brené Brown, eine Schamforscherin – ja so etwas gibt es – definiert das etwas anders: „Scham ist das äußerst schmerzhafte Gefühl bzw. die äußerst schmerzhafte Erfahrung zu glauben, dass wir fehlerhaft sind und deshalb keine Liebe und Zugehörigkeit verdienen.“
Sie stellte in ihren Studien fest, dass Scham für Männer und Frauen etwas Unterschiedliches bedeutet. Sie fand heraus, dass für Frauen Scham sehr häufig damit zusammenhängt „nicht perfekt zu sein“: Nicht die perfekte Hausfrau, Mutter, Sexgöttin, Chefin, Köchin, Trainerin, Tochter, Nachbarin … zu sein. Bei Männern konzentriert sich die Angst und Scham darauf, nicht als „Weichling“ zu gelten, nicht schwach zu wirken. Also stark zu sein, sich nichts anmerken zu lassen, die Fassung zu wahren, etwas auszuhalten… „
Doch gibt es einen Ausweg bzw. einen guten Umgang mit Scham und Verletzlichkeit? Brené Brown meint ja: „Gehe mit Scham offen um und sprich über die Situation und das Gefühl, damit es dich nicht im Griff hat“. Das bedeutet aus ihrer Sicht Verletzlichkeit zu zeigen: Verletzlich und offen zu sein für das was ich fühle, erlebe. Und dann Verbindung mit jemand anderem aufzunehmen und durchs miteinander reden, Mitgefühl, Empathie zu erleben. Es stellt sich Zugehörigkeit ein und damit auch das Gegenteil von dem, was die größte Angst bezüglich schambesetzten Themen ist: „Ich gehöre dazu, ich erlebe, dass ich es wert bin“.
Ein Satz von ihr scheint mir auch für Beziehungen sehr wichtig zu sein: „Empathie lässt Scham schrumpfen“.
Eine Definition der Liebe
Simon Sinek hält dazu fest: „Wahre Verwundbarkeit besteht nicht darin, online über unsere Gefühle zu berichten. Wahre Verwundbarkeit zeigt sich, wenn wir in echt mit einem anderen Menschen oder mehreren handeln. Es hängt mit meiner Lieblingsdefinition von Liebe zusammen: Jemandem die Macht zu geben, uns zu zerstören und darauf zu vertrauen, dass er sie nicht benutzt.“
Ist das nicht großartig ausgedrückt? Und es klingt natürlich auch super gefährlich. Wer will schon zerstört werden? Doch wenn wir mit uns, in unseren Freundschaften, Liebschaften nichts riskieren, uns nicht in unserer ganzen Pracht zeigen können oder wollen, dann wird es möglicherweise nie so bunt, so intensiv, so spannend werden, wie wir uns das vielleicht immer gewünscht oder erträumt haben.
Ich habe für mich herausgefunden, dass ich bestimme, was peinlich ist und was nicht. Je unverkrampfter und lockerer ich mit mir bin, umso weniger ist mir auch unangenehm und peinlich. Die Angst vorm Gesichtsverlust fällt weg – weil ich ja mein „wahres“ Gesicht zeigen kann. In unserer Welt von Fakes und künstlichen Online-Welten braucht es mehr authentische Menschen, die empathisch mit sich und den anderen ihr Leben führen. Denen es wurscht ist, was andere über sie denken oder meinen.
Dann können Beziehungen voll und ganz gelebt und erlebt werden. Da bin ich mir sicher. Was meinst du? Ich freue mich auf dein Kommentar!
Alles Liebe
Sophie
PS: Wenn zu diesem oder anderen Themen rund um dich und deine Beziehung, professionellen Austausch möchtest – um neuen Perspektiven, andere Weg kennen zu lernen, melde dich:
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