Familie, Gefühle
Manchmal fehlen auch mir die Worte. Wenn Dinge passieren, die nicht geschehen sollten oder zumindest nicht so schnell und viel zu früh. Und wenn dann auch noch Corona mit dabei ist, wird’s noch interessanter.
Geschehen an einem Morgen im März. In einem Atemzug erhalte ich die Nachricht, dass mein geliebter Onkel gestorben ist und dass ich Covid-positiv bin. Yeah… Was danach geschah, fällt unter den Titel „Funktionieren, einfach tun, ja niemanden anstecken, schnell weg hier“. Keine Umarmungen, um das Leid zu mildern. Ab in die Quarantäne.
Warum ich hier davon erzähle? Weil ich in dieser intensiven, teilweise grotesken Situation meine Worte, meinen Ausdruck verloren habe. Keine Buchstaben für meine Gefühlszustände fand. Ich war wie erschlagen, wollte ich dem Onkel doch noch so vieles sagen. Wollte ich doch meine Mutter und Schwester in meiner Nähe haben. Doch das ging ja nicht.
Auf dem Weg von Salzburg nach Wien in die Isolation erscheint ein Lichtstrahl. Mein kürzlich von C genesener Freund bietet mir (emotionalen) Unterschlupf. Ich verkrieche mich in seiner Nähe, darf einfach nur sein. Muss nichts erklären, darf unendlich traurig sein, muss nicht stark sein. Wie entlastend und fein war das.
Wie wichtig ist es, in schwierigen, unerwarteten Situationen von jemanden aufgefangen, gehalten zu werden. Das kann Familie, können Freunde, manchmal sogar Fremde sein. Hauptsache wir sind nicht allein. Das bedeutet aber auch, dass wir diese Nähe suchen und zulassen, nicht dem Irrsinn nachhängen, wir müssten alles alleine schaffen. In dieser Welt habe ich früher gelebt und habe mir damit nichts Gutes getan.
Und damit die anderen wissen, wie es um uns steht, müssen wir uns zeigen, müssen darüber sprechen. Wie sollen sie sonst erfahren, was gerade los ist in unserem Leben?
So bin ich doch wieder bei meinem Lieblingsthema gelandet: Reden hilft. Sich austauschen, einfach alles aussprechen können, hilft noch viel mehr. Vielleicht schafft es das Gegenüber einfach nur zuzuhören ohne große Tipps oder Ratschläge. Sich als Klagemauer zur Verfügung stellen, hilft dem Trauernden, Klagenden wohl am meisten.
Bei mir war es jedenfalls so – jetzt gerade und auch sonst in meinem Leben. Danke an meinen großartigen Freund für den wärmenden Schutz und alle, die mir davor zugehört und mir so geholfen haben.
Ihre immer noch sehr traurige, aber gestärkte Sophia
PS: Wenn ich einmal für Sie Klagemauer oder wohlwollendes Ohr sein soll, melden Sie sich bitte jederzeit gerne.
Beziehung, Konflikte
Was passiert, wenn sich zwei streiten, die in dieser Situation überhaupt nicht miteinander können, fast schon zwei verschiedene Streitsprachen sprechen? Der/die eine wird schnell zum explosiven Austeiler/in und der/die andere ist konfliktscheu und möchten sich am liebsten verstecken?
Viele Beziehungen haben dieses Dilemma im Gepäck. Egal wen ich frage, ich bekomme ähnliche Geschichten erzählt. Einer ist immer der Schweigsamere, die Konfliktscheuere, der/die andere eher laut, aggressiv, streitgeübt.
Oft enden diese Konflikte in Frust und Verzweiflung, weil keiner von beiden am Ende das erreicht, was er/sie gerne hätte. Ruhe, Frieden und gelöste Streithemen entstehen so selten.
Wie tickt ein konfliktscheuer, eher in schwierigen Situationen schweigender Mensch?
Tendenziell sind in dieser „Ecke“ eher Frauen anzutreffen, aber es gibt natürlich auch Männer, die jedem Konflikt aus dem Weg gehen und lieber schweigen.
Frauen wollen es sehr oft dem Gegenüber recht machen und passen sich an, um des lieben Friedens willen. Dabei vergessen sie oft auf sich selbst und ihre Bedürfnisse und Gefühle. Frieden um jeden Preis kann dazu führen, dass wir als Person fast keine Konturen mehr haben, wir dürfen ja gar keine Ecken und Kanten haben. Das würde ja „den“ Streit befeuern. Der oder die andere kann gar nicht erkennen, ob es uns gut oder schlecht geht, was uns wichtig ist, weil wir ja schweigen oder beschwichtigen oder vielleicht sogar der Gegenseite Recht geben. Dieses Verhalten kann noch mehr Aggression auslösen.
Wie tickt ein „Häferl“, ein lauterer, aggressiverer Mensch?
Er oder sie geht bei jeder kleinen oder größeren Meinungsverschiedenheit, anderen Ansichten in den „Saft“ und sagt Dinge wie „das stimmt überhaupt nicht“ „immer fängst du damit an“ „ich kann es dir eh nie recht machen“ „dauernd nörgelst du an mir herum“ „na – wenn du meinst, dass das jetzt klug ist, bitte…“. Diese Liste könnte ich endlos fortführen. Ein „Angriff“ in einen Vorwurf verpackt, löst keine Probleme – im Gegenteil, daraus resultiert meist ein Gegenangriff oder eben das besagte Schweigen oder der/die andere geht einfach aus dem Raum und entzieht sich der Situation komplett. „Häferl“ schützen sich durch Lautstärke und Vorwürfe. Damit drängen sie den/die Partner/in weg, es kann keine helfende Nähe entstehen. Mein Ehemann, meine Frau ist der „Feind“, ich muss mich dagegen wehren, am besten mit lautem Getöse.
Sie haben es sicher schon erkannt, beide Strategien führen nicht dazu, dass sich Streits, Konfliktthemen auflösen können. Nein sie helfen sogar, diese endlos zu verlängern, zu verdichten und immer größer werden zu lassen. Wir reden, schreien, schweigen aneinander vorbei.
Wie können diese beiden doch zusammenfinden und Konflikte, Streitereien leichter und entspannter angehen?
Ein erster Weg ist den ersten Impuls „gehen“ zu lassen und einmal anders als sonst zu reagieren. Und zuhören und nachfragen, was der/die andere wirklich meint, helfen auch extrem. Hier ein kleiner Plan für die ersten Schritte aus diesen Dilemmata:
Schritt 1:
Machen Sie irgendetwas anders als sonst. Vielleicht sagen Sie sogar „Stopp – heute machen wir das anders“. Und setzen sich hin und beginnen das Gespräch in Ruhe. Wenn Kinder in der Nähe sind, verlagern Sie die Auseinandersetzung auf einen günstigeren Zeitpunkt.
Schritt 2:
Versuchen Sie aus dem Vorwurf einen Wunsch zu formulieren: Statt „immer mäkelst du an mir herum, ich kann es dir nie recht machen“, vielleicht so: „Ich verstehe nicht, was du meinst. Ich wünsche mir von dir, dass du es mir noch einmal in Ruhe erklärst“. Dann wirklich zuhören, ohne zu unterbrechen.
Schritt 3:
Körperkontakt hilft. Machen Sie eine liebevolle Geste, vielleicht geht sogar eine Umarmung. Das nimmt die „Spitze“ der Thematik weg und Sie können wertschätzender miteinander umgehen.
Schritt 4:
Versuchen Sie im Vorfeld möglichst viel Positives an Ihrer Beziehung zu erkennen, und sprechen Sie das auch aus. Danke sagen, wirkt oft Wunder.
Schritt 5:
Nehmen Sie sich nicht so ernst. Das klingt jetzt vielleicht blöd oder zu einfach. Doch wenn Sie über sich und die Situation auch schmunzeln, und sogar lachen können, haben Sie es geschafft, sich von außen zu betrachten und haben schon einmal erkannt, dass das, was Sie gerade machen, vielleicht doch etwas suboptimal ist.
Sollten diese Schritte für Sie undenkbar, unmachbar, unvorstellbar sein, unterstütze ich Sie und Ihren Partner, Ihre Partnerin gerne dabei, neue Blickwinkel und Strategien für Streit- und Konfliktsituationen zu entwickeln – welche, die auch wirklich zu Ihnen passen und im Alltag umsetzbar sind.
Ich wünsche wie immer gute Gespräche und eine feine Zeit
Alles Liebe
Sophia Bolzano
Beziehung, Gefühle
Nächste Woche wird der Tag des Hobbits gefeiert. Also zumindest von den „Herr der Ringe“ Fans. Warum schreibe ich darüber? Weil Hobbits durchaus als Vorbilder für Beziehungen gelten können.
Das habe ich bei meinen Recherchen gefunden – dieses Mal erlaube ich mir Wikipedia zu zitieren:
„Hobbits unterscheiden sich von Menschen äußerlich vor allem dadurch, dass sie nur etwa halb so groß sind wie diese, daher auch der Name „Halbling“. Die Proportionen des Körperbaues entsprechen dabei weitgehend denen eines normal ausgewachsenen Menschen Sie sind in ihrer Statur aber selten stämmig, was sie wiederum (neben dem fehlenden Bartwuchs) von den Zwergen unterscheidet, die nicht wesentlich größer als Hobbits sind. Außerdem haben sie behaarte und außergewöhnlich große Füße mit lederartigen Sohlen und tragen selten Schuhe. Auch deswegen können sich Hobbits nach Belieben fast geräuschlos fortbewegen.“
Doch was macht sie so besonders?
Sie gelten als ruhige und gemütliche Lebewesen, dem Menschen zwar ähnlich, aber dann doch auch nicht. Sie lieben es zu essen und zu trinken, zelebrieren das Rauchen von Pfeifen, den Gartenanbau und große Feste.
Das, was mich am meisten aufhorchen ließ, ist, dass die Hobbits als friedfertig gelten. Sie haben nie untereinander gekämpft, Kapitalverbrechen sind undenkbar. Ach wäre das schön, wenn wir auch so wären. Unsere Beziehungen wären um so vieles leichter und fröhlicher.
Weitere bemerkenswerte Eigenschaften, die für ein friedliches, beziehungsreiches Leben günstig sind:
- Sie sind erstaunlich widerstandsfähig
- Sie sind furchtlos
- Sie haben einen ruhigen Lebensstil
- Sie haben eine Vorliebe für Bäume und Wälder
Wenn wir Menschen so wären, wie die Hobbits beschrieben werden, dann würden wir viele stressige Situationen gar nicht erleben, vielleicht sogar gar nicht kennen.
Wenn wir den „Hobbit“ in uns mehr in den Vordergrund bringen könnten, würden wir wahrscheinlich gesünder, entspannter mit uns und mit anderen in Beziehung sein. Wir würden sehr gemütlich hin und wieder eine Pfeife rauchen, ein feines Fest feiern und sehr zufrieden in unserem Holzhäuschen auf unser Leben blicken. Die großen Füße würden uns helfen, fest und mutig dazustehen und nach vorne zu schauen.
Ich werde mich jetzt gleich einmal, um meine Hobbit-Anteile kümmern und meiner Liebe zum Frühstück frönen.
Haben Sie auch Lust darauf bekommen und haben den Hobbit in Ihnen gespürt? Viel Vergnügen beim Entdecken und Ausleben!
Alles Liebe und eine gemütliche Zeit wünscht
Sophia Bolzano
Foto von Adobe.stock – copyright Lukas Bast
Beziehung, Gefühle, Partnerschaft
Sie haben es vielleicht schon bemerkt – mir liegt Wertschätzung sehr am Herzen. Denn schon eine kleine Dosis davon, kann eine enorme Wirkung haben.
Ein Satz, den ich kürzlich gelesen habe, lautet: „Wir hören nicht mehr hin, um zu verstehen, sondern, um zu antworten.“ Auch ich habe in meinen Beratungen dieses Phänomen erlebt. Doch zu zuhören ist wichtig, damit wir unser Gegenüber verstehen können. Und ein großer Teil von Wertschätzung.
Gibt es einen Unterschied zwischen Wertschätzung und Respekt?
Wertschätzung geht viel tiefer und ist weitreichender als Respekt. Respekt ist ein Teil von Wertschätzung und bedeutet so viel wie „ich sehe dich“. Dieses Gesehen werden ist natürlich enorm wichtig, vor allem bei Kindern, aber auch bei uns Erwachsenen. Respekt heißt beispielsweise auch, ich höre zu und lasse ausreden.
Welche anderen Teile von Wertschätzung gibt es noch? Was wir auf jeden Fall brauchen, ist eine erhöhte Aufmerksamkeit, um unserem Gesprächspartner zu sehen, zu hören, zu fühlen und tatsächlich wahrzunehmen. Durch aufmerksames Nützen all unserer Sinne können wir erkennen, wie es dem anderen geht, wie sie „drauf“ ist.
Ein wichtiger Teil ist auch die Höflichkeit. Danke, Bitte, Auf Wiedersehen sind alltägliche Begriffe, die wir schon als kleines Kind lernen und die viel dazu beitragen können, im Umgang mit anderen höflich zu sein. Sich zu bedanken, geht so leicht, viele Menschen lassen jedoch dieses einfache Wort weg. Wenn sich jemand nie oder nur selten bedankt, wird Zusammenleben oder auch Zusammenarbeiten sehr anstrengend und schwierig.
Ein wichtige Disziplin der Wertschätzung ist die Toleranz. Schwieriges, Unangenehmes einfach mal zu tolerieren ohne gleich etwas dagegen zu setzen oder einen Streit vom Zaun zu brechen ist enorm herausfordernd. Nur ganz wenige von uns schaffen das, geduldig zu bleiben, trotz des Stresses den anderen zu verstehen versuchen. Und einmal nichts zu sagen oder zu reagieren.
Und dann haben wir noch die Empathie, das Einfühlungsvermögen. Ich erkenne, spüre wie es meinem Freund, meiner Frau, meinem Arbeitskollegen geht. Ob er/sie okay ist, „grantig“, unglücklich oder entspannt ist. Wenn ich mich gut einfühlen kann, wird meine Kommunikation hoch wertschätzend sein. Dann gelingt Kommunikation auch gleich viel besser.
In seinem Buch „Das Wunder der Wertschätzung“ sagt Reinhard Haller, dass Wertschätzung unser Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert und das Angstzentrum hemmt– in kürzester Zeit entfalten sich Kreativität, Motivation und Beziehungsfähigkeit. Wenn dies nachhaltig geschieht, kann dies sogar die Persönlichkeit positiv verändern. Weiters erklärt er, dass wir durch das Geben von Wertschätzung lernen, andere stark zu machen und dabei selbst stärker zu werden – denn jede Geste echter Wertschätzung wird mit vielen Gesten der Wertschätzung beantwortet werden.
Probieren Sie es möglichst oft aus, Sie werden sehen, wie toll das funktionieren kann.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen wertschätzende Gespräche
Alles Liebe
Sophia Bolzano
Buchtipp: Das Wunder der Wertschätzung von Reinhard Haller
Foto Adobe.Stock copyright ipopba
Beziehung, Beziehungsprobleme, Konflikte, Partnerschaft
Wir Menschen fokussieren uns gern auf Dinge, die nicht funktionieren. Die Zeitungen sind voll davon. Doch vieles in unserem Leben funktioniert sehr gut – auch in Beziehungen, in denen es vielleicht schon kriselt oder sich endlose Streitschleifen entwickelt haben.
Stellen Sie sich doch einmal diese Fragen:
- Wie oft fokussiere ich eher auf negative Dinge als auf positive?
- Wie oft bedanke ich mich bei meiner Partnerin, meinem Ehemann auch für Alltägliches?
- Wenn Ihre Partnerschaft Sie aus Ihrer Sicht nicht zufrieden stellt, wie viel Zeit nehmen Sie sich dafür, so viel wie möglich zu investieren, um Entwicklung anzugehen?
- Versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Partner, Ihrer Freundin die Tücken der Kommunikation zu erkennen und finden Sie zu einem aktiv-konstruktiven, wertschätzenden Feedback zurück?
- Fokussieren Sie gemeinsam, was in Ihrer Partnerschaft hervorragend funktioniert, auf was Sie stolz sind, was außergewöhnlich ist?
Sie werden entdecken, dass Sie in vielen Bereichen ein gutes Team sind und wahrscheinlich ungewöhnlich viel hervorragend funktioniert.
Vielleicht ist einfach ein bisschen die Neugier auf den anderen verloren gegangen oder uralte Rechnungen, Kränkungen stören die Beziehung.
Ein Konzept, das für Schulen entwickelt wurde, heißt WOWW – Working on what works. Sinn des Ganzen ist, dass – wenn wir es schaffen und uns nur auf die positiven, funktionierenden Dinge konzentrieren – Kinder aber auch Erwachsende aufhören, unangenehme Eigenschaften an den Tag zu legen. Ich habe es mehrfach probiert und versuche es tagtäglich in meine Kommunikation einzubauen, es wirkt und hilft enorm.
Meine Idee für Sie – probieren Sie es doch aus.
Richten Sie Ihren Fokus nur mehr auf Gelingendes, Gutes – sei es bei Ihren Kindern oder in Ihren Beziehungen zu Freunden, Familie, Partner/in. Sie werden erstaunt sein, wie das Wunder der Wertschätzung und positiven Fokussierens funktioniert.
Ich wünsche viele spannende Aha-Momente und wünschen Ihnen eine wunderschöne Woche!
Alles Liebe
Sophia Bolzano
Foto copyright adobe stock Von phototodos
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