Am 29. April ist der Welttag des Tanzes! Derzeit ist es zwar schwierig mal so richtig abzuzappeln oder ins Tanzstudio zu gehen, doch tanzen geht natürlich auch zuhause oder im Freien. Schwungvolle Musik und eine ebene Fläche – und schon kann es los gehen.
Was hat Tanzen mit Beziehungen, Kommunikation und Konflikten zu tun?
Seit geraumer Zeit wird in Paartherapien auch Tanz eingesetzt. Für mich stellt sich da natürlich die Frage nach dem Warum bzw. was dabei erkennbar oder hilfreich sein kann.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es mir schwer fällt, beim Tanzen mit einem Partner die Kontrolle abzugeben, mich ganz hinzugeben. Daran habe ich gemerkt, dass es wohl an Vertrauen hapert. Vertrauen in mich und in den Mann an meiner Seite. Gerade wenn die Beziehung in einer Krise steckt, spiegelt sich das möglicherweise auch in verkrampfter und unter Spannung stehender Körperhaltung wieder.
Ich kann mir gut vorstellen, dass durch die Tanzbegleitung schnell sichtbar wird, wo es in der Ehe, der Partnerschaft schwierig ist. Wo das Paar gerade steht.
Wenn ich ein Paar in Bewegung sehe, kommen diese Frage in meinen Kopf:
- Wie schaut es aus mit Nähe, Sexualität, Geborgenheit, Vertrauen, wortloser Kommunikation?
- Können sie das Hier und Jetzt, den Moment genießen?
- Wie groß ist ihre Hingabefähigkeit oder sind sie mit ihren Gedanken irgendwo anders?
- Wie fühlen sie sich im Moment des Tanzes?
- Können sie ihre Gefühle und Bedürfnisse dabei wahrnehmen?
- Brauchen sie den Partner, die Ehefrau näher, weiter weg, weicher, härter im Arm?
Warum Bewegung bei Konfliktlösungen hilft
Seit langem baue ich Bewegung, kleine körperliche Abenteuer in meine Arbeit mit Menschen ein und habe oft ähnliches erlebt, wie es anscheinend auch beim Tanzen zu entdecken gibt. Durch die Bewegung, das Tun wird viel schneller klar, wo es in einer Beziehung hakt. Gerade auch wenn vielleicht auf einer Seite Perfektionismus mit dabei ist. Die gestellte Aufgabe muss „richtig“ gelöst werden! Das lässt Spannungen, Stress und Leistungsdruck entstehen. Auf einmal entstehen aus dem Nichts heftige Streitereien.
Und das ist gut so. Jetzt kann ich viel besser unterstützen und Mechanismen, Muster erkennbar machen. Und dann können die beiden Streiter etwas ändern. Sich zum Beispiel Zeit verschaffen, gar keinen Druck aufbauen lassen. Und sie können möglicherweise erkennen, dass hinter diesen Reibereien oft unbefriedigte Bedürfnisse und Wünsche stecken.
Wichtig ist immer, die Vorzeichen eines „Sturms“ zu erkennen, um gut vorbereitet zu sein oder ihn sogar in ein mildes Lüftchen zu verwandeln.
Wenn sich Menschen auf Nähe und Unbekanntes einlassen können, und dabei auch immer ihren Humor bewahren, kann Kreativität, Inspierendes und Entwicklung entstehen. Bewegung, Tanz, gemeinsame Erlebnisse können sehr unterstützend wirken.
Und das Tolle dabei ist, wir können jederzeit damit beginnen. Inzwischen gibt es so viele Möglichkeiten zu tanzen, sich zu bewegen, gemeinsam etwas zu unternehmen – zwar oft online, aber was soll’s. Wichtig ist doch, dass wir auch diese mühsame Coronazeit nützen und unsere Beziehungen aktiv gestalten.
Vielleicht kommt jetzt das Argument, das alles wäre so anstrengend, ich habe keine Kraft mehr dafür. Dem möchte ich entgegenhalten, dass Bewegung, Abenteuer im Kopf und im Körper sehr viel Energie zurückgeben, unsere Speicher wieder füllen.
Ich werde jedenfalls jetzt gleich hinausgehen, meine Kopfhörer mit cooler Musik füllen und durch die Wiesen, den Wald tanzen. Die Tiere werden wohl denken: „Die spinnen diese Menschen“. Aber was soll’s. Mir wird es ein wohliges Gefühl der Verbundenheit mit mir schenken. Und wenn es mir gut geht, dann habe ich auch viel mehr Möglichkeiten meine Freundschaften, Beziehungen im Job oder wo auch immer zu bereichern und vielleicht sogar zu inspirieren.
Ich wünsche dir viele gute Gespräche, Bewegung und Tänze durchs Leben
Sophia
Foto: adobe stock copyright @Silverkblack
0 Kommentare