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Interview mit Mag. Sybille-Maria Lindeis, Rechtsanwältin mit Schwerpunkt Familienrecht

von | Trennung, Beziehungsprobleme, Scheidung

Getroffen haben wir uns in ihren neuen Kanzleiräumlichkeiten in 1090, Wien, Liechtensteinstraße. Sybille-Maria ist seit 2008 Anwältin. Spannenderweise wollte sie nie Familienrecht machen. Doch es liegt ihr. Deshalb macht sie seit 3 bis 4 Jahren nahezu ausschließlich Familienrecht. Der Bedarf ist da – mehr denn je. Die Mandantenbetreuung ist allerdings in diesem Bereich intensiver als anderswo. Oft kommen Krisen dazwischen, dann muss sie „akut“ für ihre Klienten da sein, manchmal auch am Wochenende. Vor allem wenn die Emotionen hochkochen. Kleinigkeiten lösen oft große Verzweiflung aus. Das Hauptproblem ist sicherlich, dass viele Ehepaare bis zur Scheidung noch zusammenwohnen. Finanziell ist das oftmals nicht anders möglich. Und gerade in dieser hochsensiblen Phase kommt es zu den meisten Konfrontationen, Verletzungen und Kränkungen. Die Nerven liegen blank. Gesprochen haben wir über ihre Zugangsweisen und Lösungen zu Konflikten und Trennungen.

Was sind die häufigsten Gründe für eine Trennung?

Der wirklich häufigste Grund ist ein Auseinanderleben der Partner. Natürlich gibt es auch die klassischen Trennungsgründe wie z.B. Fremdgehen –wenn man jedoch genauer nachfragt, kommt als Antwort sehr oft, dass sie nur mehr wenig miteinander anfangen können und nichts Verbindendes mehr sehen. Sie haben Kinder bekommen, Haus gebaut, finanzieller Druck ist da, das wechselseitige Verständnis oder die Unterstützung fehlt. Sie können nicht mehr miteinander reden. Und dann kommt es vielleicht auch zum Fremdgehen. Doch das ist ja nur ein Symptom.

Geben die Paare zu früh auf?

Häufig. Wenn ich merke, dass ein Klient, eine Klientin noch nicht ganz davon überzeugt ist, dass die Trennung die einzige Lösung ist, dann empfehle ich eine entsprechende andere Beratung, wie z.B. Paarberatung, um sich ihre Beziehung noch einmal genau anzuschauen. Solange sich die Klienten da nicht sicher sind, bringt ein Einstieg in ein Scheidungsverfahren nichts. Ich kläre die Menschen über alles auf, was mit einer Scheidung zusammenhängt.

Bespreche, was wäre, wenn der eine oder andere Umstand eintritt oder mit welchen Konsequenzen persönlich aber auch finanziell zu rechnen ist Wenn ich Unsicherheit merke, dann spreche ich das auch an: „Ich habe den Eindruck, Sie haben noch nicht ganz abgeschlossen – vielleicht wäre eine Beratung hilfreich.“

Gerade wenn Kinder da sind, sollten sie auf keinen Fall zu früh aufgeben, weil es hier leicht später zu Vorwürfen gegenüber dem Anderen oder auch sich selbst kommen kann, in der Art: „Hätten wir doch noch gekämpft, es wäre für uns alle leichter gewesen.“ In letzter Zeit kommen aber vermehrt Eheleute, die schon alles versucht haben, und sich eingestehen mussten, dass es trotz Paarberatung, Mediation, o.ä. nicht weiter funktioniert. Diese Klienten sind in der Regel mehr an einer einvernehmlichen Lösung interessiert als andere.

Paarberatung und auch Mediation war vor 10, 15 Jahren eher unbekannt, jetzt ist dieser Weg gesellschaftsfähiger. Wenn die Emotionalität noch sehr hoch ist, rate ich stark dazu, diese Möglichkeit im Vorfeld einer Trennung zu nutzen.

Woran scheitert es am häufigsten?

An einer guten und respektvollen Kommunikation. Wenn der Konflikt einmal eskaliert ist, hören wir dem anderen ja gar nicht mehr zu. Aus der viel zitierten Mücke wird ein Elefant – Diskussionen, die alles noch verschlechtern. Leider streiten Paare auch sehr oft vor ihren Kindern oder wegen Angelegenheiten im Zusammenhang mit den Kindern. Kontaktzeiten, Erledigungen, Finanzielles, können für manche in einer riesigen Herausforderung enden und zum Zankapfel werden. Unverständnis und Gehässigkeiten tun das ihre dazu, dass das Verhältnis zwischen den Ex-Partnern noch schlechter wird. Darunter leiden dann vor allem die Kinder.

Welchen Tipp könntest du ihnen geben, damit – falls sie sich trennen – die Trennung ohne gröbere Verletzungen, Kränkungen ablaufen kann?

Wenn Kinder betroffen sind, schicke ich die Eltern zuerst einmal zu einschlägigen Organisationen, wie z.B. Rainbows, die ausschließlich das Kindeswohl im Fokus haben. Dort lernen Eltern, was diese extreme Situation für die Kinder bedeutet. Das bewirkt oftmals bei den größten Streithähnen ein Umdenken. Denn egal wie sie sich als Paar miteinander benehmen, sie werden immer Eltern bleiben. Die Elternebene sollte zumindest neutral bzw. befriedet sein. Wenn ich keine Kinder habe, geht es vor allem um Finanzielles, das Vermögen, um sonst nichts.

Wie vorher schon gesagt, es liegt ja oft an der Kommunikation. Wenn ich erkenne, dass das Paar dauernd aneinander vorbeispricht, rate ich zu einer Mediation und Konfliktklärung. Oder auch zu einer Paarberatung.

Was war deine schrägste Paar-/Trennungssituation?

Ein ewiger Streit zwischen Eheleuten mit wechselseitigen Klagen, dann gab es endlich eine einvernehmliche Lösung mit Beschluss. Doch bevor der Beschluss rechtskräftig wurde, haben die beiden sich versöhnt und wieder zueinander gefunden und haben beschlossen, doch zusammen zu bleiben. Der Beschluss war dann hinfällig. Soweit ich weiß, sind sie immer noch zusammen. Das war zwar sehr anstrengend für alle Beteiligten, aber am Ende war es so sehr gut.

Sybille-Maria hat viele Erfahrung mit Paaren, Eheleuten und belastenden Familiensituationen – wir hätten noch ewig weiterreden können. Vielleicht wird daraus zu einem späteren Zeitpunkt ein weiteres Interview. Wir werden sehen.

Mich hat es in meinem Zugang bestärkt, den Fokus auf das Verbindende, das Funktionierende auch bei Trennungen zu legen. Die gemeinsame Geschichte bleibt ja bestehen und es macht einen großen Unterschied für die persönliche Zukunft, ob ich im Zorn und gekränkt oder friedlich und wohlwollend zurückblicken kann.

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